«Selbstfahrende Autos haben ein grosses Potenzial für den Stadtverkehr.» Das sagt Kay W. Axhausen. Er ist Professor am Institut für Verkehrsplanung und -systeme der ETH Zürich.

Denn autonome Fahrzeuge können gleichmässig schnell fahren, weil sie miteinander kommunizieren, die Sicherheit wird dadurch höher und sie brauchen weniger Platz. Auf einer heute zweispurigen Strasse könnten neu drei Fahrzeuge nebeneinander fahren. «Zusammen mit autonomen Taxiflotten hätten wir deutlich mehr Kapazität», erklärt Axhausen.

Nichts hat unsere Städte mehr verändert als das Aufkommen des Autos um 1900. Das Gewirr aus Kutschen, Karren und Fussgängern, die scheinbar planlos durcheinander wuselten, ohne sich in die Quere zu kommen, wurde abgelöst von einer strikten Segmentierung: Ampeln und Verkehrszeichen, Fahrspuren für den privaten und den öffentlichen Verkehr, Fussgängerzonen und Velowege.

Inzwischen steht die nächste grosse Veränderung an. «Menschen, Maschinen, Autos, Züge, Lastwagen, Velos werden digital erkennbar und erschlossen, und können so miteinander kommunizieren», sagt Philipp Roth, Leiter Public Sector und Verantwortlicher Smart City beim Beratungsunternehmen Deloitte. Dies wird nicht nur die Raum- und Stadtplanung, sondern das gesamte urbane Leben verändern.

Weltweit gibt es erste Städte und Länder, welche sich mit der Frage befassen, wie man der Veränderung, die selbstfahrende Autos mit sich bringt und der damit verbundenen Erneuerung des urbanen Lebens begegnet.

In Schweden hat die Stadt Göteborg das gross angelegte Projekt „Drive Me“ initiiert. Dabei handelt es sich um eine gemeinsame Initiative der Volvo Car Group, der schwedischen Verkehrsbehörde und des Wissenschaftsparks Lindholmen, unterstützt von der schwedischen Regierung. Ziel von Drive Me ist es, Einfluss und Nutzen des autonomen Fahrens für die Gesellschaft zu untersuchen. Volvo-Fahrzeuge mit zunehmend erweiterten autonomen Fahrfunktionen sind bereits auf dem Autobahnring rund um Göteborg unterwegs.

In China trägt die Stadt der Zukunft einen verheissungsvollen Namen: Xiongan. Xiong ist das chinesische Wort für «Held» oder «mutig», An bedeutet «Frieden». Rund 100 Kilometer südwestlich von Peking wird die Hightech-Stadt gebaut. Bis 2022 sollen über 2 Millionen Menschen in Xiongan leben – und das Verkehrssystem der Zukunft nutzen. Xiongan soll weltweit eine Vorzeigestadt unter den Smart Cities und ein Modell für den autonomen Verkehr werden.

Das Internationale Transportforum der OECD (ITF) hat für die Stadt Lissabon mit ihren 500’000 Bewohnern und den 2,8 Millionen Einwohnern im Einzugsgebiet errechnet, dass dank buchbaren autonomen Fahrzeugen neun von zehn Autos überflüssig werden. Rund 20 Prozent des Strassenraums würden frei.

«An den Strassenrändern in der Innenstadt könnten zudem die Parkplätze aufgehoben werden, da sich die selbstfahrenden Autos selber einen Platz in einem unterirdischen Parkhaus suchen», sagt Axhausen. Forscher der Universität Toronto haben ausgerechnet, dass die Parkplätze rund 80 Prozent mehr Autos fassen werden. Denn selbstfahrende Autos setzen die Passagiere direkt an ihrem Zielort ab, auf dem Parkplatz müssen keine Türen mehr geöffnet werden.

Doch was passiert mit den überflüssig gewordenen Parkhäusern? Der US-Architekt Kinder Baumgardner entwirft in seinem Aufsatz «Beyond Google’s Cute Car» seine Vision: Parkhäuser in den Städten werden zu trendigen Wohnanlagen, genauso wie in den 1960ern die alten Fabrikgebäude New Yorks zu bewohnbaren Lofts wurden:

«Schräge Betonböden mit Ölflecken und schweren Balken werden zum architektonischen Trend.»

In der Smart City wird Fläche frei für Parks, Grünflächen, Läden und Cafés. Eine Untersuchung der TU Berlin zeigt jedoch, dass viele Stadtverwaltungen sich noch nicht oder erst zögerlich damit auseinandersetzen. In der Städteplanung der Vergangenheit sei meist über mehrere Jahrzehnte hinaus geplant und die Finanzierung sichergestellt worden, sagt Philipp Roth und ergänzt: «Ich bin der Meinung, dass wir kurzfristiger, agiler, effizienter und effektiver planen und auch umsetzen müssen.»

Weniger Stau, weniger Stress.

Volvo 360c – Schlafen statt steuern

Wenn Gaspedal, Lenkrad und Fahrersitz wegfallen, entsteht Platz. Für Ideen, für die Zukunft. Denn: Fährt das Auto ohne Fahrer oder Fahrerin, kann es auch neu gedacht werden. Nicht nur im Design, sondern auch in der Funktion. Volvos Fahrzeugkonzept 360c ist eine mobile Wohnkapsel; verwandelt sich vom Schlafzimmer zum Büro. Ein Wagen, der autonom und unfallfrei durch die Strassen fährt, vollelektrisch, vernetzt. «Wir glauben, dass vollautonomes Fahren das Potenzial hat, unsere Gesellschaft in vielerlei Hinsicht grundlegend zu verändern. Es hat grosse Auswirkungen darauf, wie Menschen reisen, wie wir unsere Städte gestalten und Infrastruktur nutzen», sagt Marten Levenstam, der Chef der Produktstrategie von Volvo.

Interior Sleeping

Mit dem 360c Konzept werden vier Einsatzmöglichkeiten für autonome Fahrzeuge präsentiert: eine Schlafumgebung, ein mobiles Büro, ein Wohnzimmer und ein multimedialer Unterhaltungsraum. Unproduktive oder langweilige Reisezeiten können so in angenehme Minuten oder Stunden auf der Strasse verwandelt werden. «Dass Menschen nicht mehr auf die Nähe zu Städten angewiesen sind, ist nur ein Beispiel dafür, was passiert, wenn die Belastung durch unproduktives Reisen verschwindet», sagt Levenstam. «Das rollende Volvo 360c Büro macht es Menschen möglich, in grösserer Entfernung von überfüllten Städten zu leben und ihre Zeit auf angenehme und effiziente Art zu nutzen.» Volvo sieht vollautonome Autos auch als Alternative zum Fliegen. Wenn der Wagen sich selber lenkt, kann man längere Reisen auch im Schlaf absolvieren. Bequem, umweltfreundlich, erholsam. Ohne Warteschlangen am Flughafen, vermisstes Gepäck oder überbuchte Flüge.

Eine neue Art zu reisen