Katharina Ebel geht dahin, wo andere lieber wegsehen. Die Nothilfe-Koordinatorin von SOS-Kinderdorf versucht Kindern trotz Krieg, Katastrophen und Krankheiten ein Stück Kindheit zu ermöglichen.

Bomben und Hoffnungslosigkeit – das gehört zum Alltag von Katharina Ebel. Die 39-jährige Deutsche ist Expertin für Katastrophenhilfe der SOS-Kinderdörfer weltweit. Krieg in Syrien, Somalia oder Afghanistan, schwere Wirbelstürme in Mosambik – als Nothilfekoordinatorin für SOS-Kinderdörfer ist Katharina Ebel seit einigen Jahren in Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt unterwegs.

Als der Bürgerkrieg in Syrien eskalierte, war sie wiederum vor Ort. Denn unter dem Krieg leiden die Kinder am meisten, weil sie schlimmste Dinge erleben müssen. «Viele Kinder stumpfen emotional ab. Viele können nicht mehr schlafen. Viele können nicht mehr vertrauen», so die traurige Erfahrung von Katharina Ebel. Und sie haben keine Kindheit mehr. «Schon sechs- oder siebenjährige Kinder fragen sich: «Was soll mir jetzt schon passieren? Ich könnte hier sterben. Aber ist das so schlimm? Nichts ist schlimmer, als unter diesen Bedingungen in Aleppo weiterzuleben.»

Nach 30 Jahren Krieg ist das Land vergessen.
Besucher kommen oft nur zu Blitz-Besuchen wegen der Sicherheitslage.

Missbrauchte Kinder

Vor zwei Jahren war sie acht Monate lang als einzige deutsche Mitarbeiterin des SOS-Kinderdorfes im Nordirak und leitete da ein Pilotprojekt für traumatisierte Kinder in einem Flüchtlingslager am Rande der Stadt Dohuk. Hier leben Tausende jesidische Kinder, denen die Flucht vor der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gelang. Die Kinder und Jugendlichen wurden als menschliche Schutzschilde, Soldaten oder Sexsklavinnen missbraucht. Die Gräueltaten der Dschihadisten haben tiefe Spuren hinterlassen: «Viele Kinder sind schwer traumatisiert und brauchen psychologische Betreuung», sagt Katharina Ebel. Aber es gibt im ganzen Land nur zwei Dutzend Psychologen.

Nothilfekoordinatorin Katharina Ebel ist für SOS-Kinderdorf-Projekte in Kriegs- und Krisengebieten unterwegs.

Deshalb hat die Hilfsorganisation im Flüchtlingscamp Khanke in Dohuk ein einzigartiges psychosoziales Pilotprojekt für Kinder aufgebaut. Psychologen von SOS-Kinderdorf haben 20 Personen aus dem Camp zu Traumatherapeuten ausgebildet, um möglichst vielen Kindern schnell zu helfen. «Die Kinder durchleben die Gewalt, die sie erfahren haben oder mitansehen mussten, jeden Tag aufs Neue, ausgelöst beispielsweise durch Motorengeräusche oder schwarze Kleidung.»

Katharina Ebel schreckt auch vor den gefährlichsten Orte der Welt nicht zurück, etwa Somalias Hauptstadt Mogadischu. Hier gehören Terroranschläge zur Tagesordnung, die Menschen befinden sich permanent in Lebensgefahr. «Nach 30 Jahren Krieg ist das Land vergessen. Besucher kommen oft nur zu Blitz-Besuchen wegen der Sicherheitslage.» Ein staatliches Gesundheitssystem gibt es hier praktisch nicht, die Sterblichkeitsrate bei unter fünfjährigen Mädchen und Jungen ist hoch. Und jedes zehnte Kind in Somalia stirbt schon, bevor es seinen ersten Geburtstag erlebt.

Die vor rund 30 Jahren errichtete SOS-Mutter-Kind-Klinik gilt deshalb als eine Oase der Hoffnung. Hier werden somalische Mütter vor und nach der Geburt qualifiziert betreut. Kranke und unterernährte Kinder erhalten medizinische Versorgung.

Kampf gegen die Cholera

Im Frühling dieses Jahres reiste Ebel nach Mosambik. Sie half nach dem verheerenden Zyklon Idai im Kampf gegen die Cholera, bei der Versorgung mit Lebensmitteln oder bei der Unterstützung der traumatisierten Menschen. «Stellen Sie sich vor, um Sie herum tobt ein Sturm, die Häuser fliegen weg – und Sie kauern alleine mit Ihren Kindern an einer Wand. Von nachmittags bis morgens um sechs Uhr. Man muss den Menschen erstmal wieder Mut machen und ihnen helfen, die eigene Stärke wiederzufinden», sagt sie in einem Interview mit dem «Tagesspiegel».

Katharina Ebel ist in Bayern geboren. Bereits mit 14 Jahren wusste sie, was sie später machen will: Geschichten von Menschen in Kriegsgebieten erzählen. Dazu inspiriert haben sie unter anderem die Bilder des brasilianischen Fotojournalisten Sebastião Salgado. Seine Aufnahmen aus Afrika dokumentieren nur allzu deutlich, was Menschen auf der Flucht erleiden müssen. Katharina Ebel ging nach dem Abitur in das südliche Afrika. Sie war dort als Fotografin tätig und wollte zunächst Tiermedizin studieren. Später berichtete sie für die Westdeutsche Allgemeine Zeitung und die Nachrichtenagentur aus verschiedenen Ländern Afrikas.

Ich glaube nicht, dass man Krieg mit Krieg bekämpfen kann oder Gewalt mit Gewalt.
Eine andere Lösung als eine diplomatische gibt es für mich nicht.

Seit 2014 ist sie für die Organisation SOS-Kinderdorf tätig, eine nichtstaatliche, unabhängige und konfessionell ungebundene Organisation, die in 130 Ländern aktiv ist. Sie setzt sich für die Bedürfnisse von Kindern ein. Sowohl in den Kinderdörfern als auch in den Familienstärkungsprogrammen, damit die Kinder erst gar nicht ins Kinderdorf kommen. Die zentrale Aufgabe ist es, Kindern ein sicheres Zuhause zu geben. 2016 übernahm Katharina Ebel den Posten als Leiterin des Syrien-Programms der Organisation. Inzwischen hat sie unzählige Krisen- und Kriegsgebiete besucht, um dort aktiv Hilfe zu leisten. Und sie ist überzeugt: «Ich glaube nicht, dass man Krieg mit Krieg bekämpfen kann oder Gewalt mit Gewalt. Eine andere Lösung als eine diplomatische gibt es für mich nicht.»

Wir ermöglichen Kindern eine Zukunft

SOS-Kinderdorf ist ein privates, politisch und konfessionell ungebundenes Kinderhilfswerk, das in 130 Ländern in Not geratenen Kindern und Jugendlichen ein Zuhause gibt und ihre Entwicklung nachhaltig fördert.

Unsere Mission

Jedes Kind soll in einer Familie aufwachsen – geliebt, geborgen und umsorgt. SOS-Kinderdorf befähigt Familien, sich aus der Armut zu befreien und ihren Kindern eine Zukunft zu ermöglichen, gibt in Not geratenen Kindern ein Zuhause und fördert ihre Entwicklung langfristig. Wir bieten Kinder in Not eine hochwertige Betreuung in einem förderlichen Umfeld, stärken gefährdete Familien, fördern Bildung und Beschäftigungsfähigkeit von jungen Menschen und geben Kindern weltweit eine Stimme.

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Die Kindheit zurückgeben

Sicherheit und Geborgenheit für Kinder herzustellen, die im Krieg oder bei Naturkatastrophen von ihren Eltern und Geschwistern getrennt wurden oder als Waisen zurückblieben – dieses Ziel hat sich Katharina Ebel gesetzt. So zum Beispiel im Kriegsgebiet Syrien. Ein Grossteil der Häuser und Infrastruktur ist zerstört oder beschädigt, viele Menschen haben keine Nahrung, keine Arbeit, keinen Zugang zu sauberem Wasser. Und nur wenige Kinder können eine Schule besuchen. Nahezu jeder Bewohner und jede Bewohnerin Syriens hat jemanden verloren, der ihm oder ihr nahestand. «Die Kinder haben anstatt entspannt auf Bäume zu klettern, gelernt, was sie tun müssen, wenn Bomben fallen. Die wissen, wie sie Heckenschützen aus dem Weg gehen. Die haben gelernt, was Krieg bedeutet. Die haben gelernt, wie man im Krieg überlebt. Aber sie haben nicht gelernt, Kind zu sein.»

Um diese kindgerechten Alltagssituationen wieder zu ermöglichen, bietet SOS-Kinderdorf Trauma-Zeichentherapien an, welche für die traumatisierten Kinder vielversprechend sind. Während der Therapie bauen Fachexperten eine liebe- und vertrauensvolle Beziehung zu den betroffenen Kindern auf und machen ihnen Mut für die Zukunft. Die Kinder drücken die traumatischen Erlebnisse in Zeichnungen aus und arbeiten diese mit den Psychologinnen und Psychologen vor Ort auf. Dies ist die Grundlage für eine erfolgreiche Trauma-Bewältigung und langfristig für eine eigenständige und selbstbestimmte Zukunft jedes Kindes. Erfahre hier mehr über die Trauma-Zeichentherapie und über die einzelnen Geschichten betroffener Kinder.

Trotz der anhaltenden Kampfhandlungen versuchen SOS-Mitarbeiter nach Kräften, gefährdete Kinder und notleidende Familien in Syrien zu unterstützen. Doch wie können die SOS-Kinderdörfer bzw. die Menschen, die da tätig sind, diesen Kindern überhaupt helfen? Kinder, die Tod, Zerstörung, Flucht und Verlust erlebt haben. Kinder, die oft nicht wissen, wo ihre Eltern sind.

Wenn ein einziges Kind in Syrien weniger Angst hat,
ist das für mich Grund genug, weiterzumachen.

Manche von ihnen haben jahrelang auf der Strasse gelebt, haben schwere Traumata und kennen nichts anderes als Krieg. Was kann man da tun? «Was wir versuchen, ist die Kinder mental zu stabilisieren. Wir versuchen ihnen Sicherheit und Vertrauen zurückzugeben. Auch in sich selbst. All das tun wir in ganz kleinen Schritten. Letztendlich versuchen wir ihnen eine unbeschwerte Kindheit zurückzugeben. Auch in den Einrichtungen, die wir dafür haben. Wir versuchen ihnen einen normalen Alltag zu geben. Einen Alltag mit Eis essen oder Schwimmen gehen. Das alles versuchen wir, um den Kindern wieder Normalität zu geben.»

Deine Hilfe kommt an. Garantiert!

Als zewo-zertifizierte Stiftung garantieren wir den effizienten und wirksamen Umgang mit Spendengeldern. Im Durchschnitt kommen mindestens 80% deiner Spende direkt den bedürftigen Kindern in unseren weltweiten Projekten zugute. Und lediglich 8 Rappen eines gespendeten Frankens verwenden wir für administrative Aufgaben wie Lohn oder Sozialabgaben. Die Beurteilung der Spendeneffizienz wird regelmässig durch externe Audits durchgeführt.

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So können Kinder einfach wieder Kinder sein.