Die 19 Geheimnisse der Jungfrau
Gletschermonster, Schattenbilder und eigenwillige Gestalten haben die Jungfrau zu dem gemacht, was sie heute ist. Wir haben die besten Geschichten und Anekdoten gesammelt.
Das Wetterhorn
Die Berge bewegen sich
Als vor rund 80 Millionen Jahren die Afrikanische Erdplatte mit der Europäischen kollidierte, begann die Bildung der Alpen. Am Wetterhorn kann man dies sehr gut sehen, da es aus anderem Gestein ist als der Mönch oder das Mittelhorn. Der obere Teil des Wetterhorns ist aus Urgestein, das bei der sogenannten Alpenfaltung nach oben geschoben wurde. Der Gipfel allerdings ist wieder aus Sedimentgestein, das ursprünglich einmal Meeresboden war.
Und warum heisst der Berg Wetterhorn? Ganz einfach: weil das Wetter in Grindelwald von Westen über diesen Berg kommt. Die Berner Alpenkette leitet das Wetter, und da das Wetterhorn in einem rechten Winkel dazu steht, ist es für die Umgebung wetterbestimmend. Wer also wissen will, ob es demnächst regnen wird, sollte einen Blick dorthin werfen.Und warum heisst der Berg Wetterhorn? Ganz einfach: weil das Wetter in Grindelwald von Westen über diesen Berg kommt. Die Berner Alpenkette leitet das Wetter, und da das Wetterhorn in einem rechten Winkel dazu steht, ist es für die Umgebung wetterbestimmend. Wer also wissen will, ob es demnächst regnen wird, sollte einen Blick dorthin werfen.
Foto: Jungfrauregion
Die Bergschaften
Hinter den sieben Bergen
Die Alpen rund um Grindelwald sind in sieben Bergschaften aufgeteilt, die sternförmig im Tal zusammenlaufen. Die Alpen sind Gemeingut, und jeder Bauer, dessen Vieh im Tal überwintert, darf es in seiner Bergschaft auf die Alp bringen. Wer im Tal genug Futter anbauen kann, um seine Kuh den Winter hindurch zu versorgen, hat das Anrecht auf Weideland im Sommer für diese Kuh. So beugen die Bauern gemeinsam einer Über- und Ausnutzung der Alpen vor, ohne dass sie das Land privatisieren.
Auch das Aufräumen und das Käsen bewältigen die Bauern der einzelnen Bergschaften gemeinsam. Jedes Jahr gehen sie zu Tagwannen, um die Wege zu unterhalten, die Verbuschung zu kontrollieren und den Abfall wegzuräumen. Am Ende des Sommers erhält jeder Bauer so viel Alpkäse von seiner Bergschaft, wie seine Kühe Milch gegeben haben.
Diese Art der kommunalen Landwirtschaft beeindruckte die Amerikanerin Elinor Ostrom bei ihrem Besuch in Grindelwald so sehr, dass sie darüber das Buch «Die Verfassung der Allmende» schrieb – und dafür als erste Frau den Nobelpreis für Wirtschaft erhielt.
Die sieben Bergschaften sind: Bussalp, Holzmatten, Bach, Grindel, Scheidegg, Wärgistal und Itramen.
Foto: Jungfrauregion
Der Grindelwald-
gletscher
Als das Eis noch im Dorf war
Vor hundert Jahren besass Grindelwald ein luxuriöses Exportgut: Eis. Damals schnitt man mit Pickel, Beil und Säge riesige Eisblöcke vom Grindelwaldgletscher ab und verkaufte sie in der ganzen Schweiz an die teuren Hotels. Dafür mussten die Arbeiter nicht einmal hoch zum Eismeer klettern, denn der Gletscher reichte bis ins Tal hinein. Daher erhielt Grindelwald auch den Spitznamen Gletscherdorf und lockte in den Anfangszeiten des Bergtourismus neugierige Besucher jeden Alters an. Das Ende des Gletscherarms nannten die Einheimischen «Gletscher der Damen und Stutzer», was so viel hiess wie «der Gletscher für die Schwachen und Zimperlichen». Auch das Gletscherwasser verkauften die Bergleute für gutes Geld an gesundheitsbewusste Städter, sollte es doch reiner und besser sein als das Grundwasser, mit dem sich die Bewohner der Grossstädte versorgten. Der Gletschertourismus boomte, für eine kurze Zeit war Eis das weisse Gold von Grindelwald.
Heute allerdings hat sich die Eismasse auf den Berg zurückgezogen und wo damals der Gletscher war, stehen Hütten und Bäume. Der Gletscherrückgang hat den Bergbewohnern aber auch etwas geschenkt: einen im Jahr 2006 entstandenen See.
Foto: Museum Grindelwald
Das Martinsloch
Die Sonne in der Felswand
Manchmal scheint in Grindelwald die Sonne aus dem Berg. Was wie ein Märchen klingt, ist aber keines: Vom 24. November bis zum 22. Januar blinzelt die Sonne auf ihrer Reise am Himmel durch das Martinsloch am Eiger. In dieser Zeit leuchtet jeweils von 12.30 bis 13 Uhr ein Bündel von Sonnenstrahlen an der Westseite der Felswand auf, das man von Grindelwald aus betrachten kann. Aber nur an einer bestimmten Stelle – nämlich auf dem Platz bei der reformierten Kirche und der Bäckerei Wüthrich.
Wie es entstanden ist, weiss eigentlich niemand. Aber die Sage behauptet, der heilige Martin, den wir aus der Geschichte mit dem halbierten Mantel kennen, habe die Berge auseinandergestossen, damit das Gletscherwasser nicht mehr gestaut und das Tal nicht mehr von unberechenbaren Fluten heimgesucht werde. Dabei hatte er sich mit seinem Gehstock am Berg abgestossen und so aus Versehen ein Loch hineingedrückt. Wenn sein Stock also einen Durchmesser von etwa zwei Metern hatte, kann man sich fragen, wie gross denn sein Mantel gewesen sein musste.
Der Velogemel
Fahrrad und Schlitten zugleich
Am 1. April 1911 betrat ein Schreiner das Eidgenössische Amt in Bern und meldete ein Patent für einen «einspurig lenkbaren Sportschlitten» an. Nachdem sich die Beamten vergewissert hatten, dass es sich dabei nicht um einen Scherz handelte, stellten sie ihm die entsprechenden Papiere aus. «Velogemel» nennt man den von Christian Bühlmann erfundenen Schlitten im Volksmund, der sich in der Jungfrauregion bis heute grosser Beliebtheit erfreut («Gemel» ist ein altes berndeutsches Wort für «Schlitten»).
Seit 1996 findet oberhalb der Bussalp jedes Jahr die Velogemel–Weltmeisterschaft statt. Da rasen Velogemel–Profis in den Disziplinen Damen, Herren und Junioren den Berg hinunter, versuchen, sich keine Knochen zu brechen und kämpfen um den ersten Platz. Das Rennen ist nichts für Weicheier: Gute zwei Stunden kann es dauern, bis man am Ziel ankommt.
Der Erfinder Christian Bühlmann verlor bei einem Arbeitsunfall die linke Hand und konnte seinen Velogemel von da an nicht mehr steuern. Aber dass seine Erfindung fast hundert Jahre später zu einer Weltmeisterschaftssportart wurde, hätte ihn sicher gefreut.
Foto: Museum Grindelwald
Die Schattenbilder am Berg
Wo Gäms und Luchs sich gute Nacht sagen
Bei gutem Licht erzählen die Berge den Menschen Geschichten. Im Mönch sind bei genauem Hinsehen ein Luchs- und ein Gämskopf zu erkennen. In der Jungfrau ist es die Zahl 121. Mystiker sehen darin eine Verbindung zum Psalm 12, der mit dem Vers beginnt: «Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.» Auf dem Gipfel des Schreckhorns erblickt man zwei weisse Schneefelder. Diese, erzählt die Sage, seien die Seelen lasterhafter Nonnen, die auf das Schreckhorn verbannt wurden und nun die Mädchen im Tal dazu ermahnen müssen, so unberührt wie frisch gefallener Schnee zu bleiben.
Foto: Jungfrauregion
Die Märchen der Region
Challigroosi und Muggestutz
Auf der Strahlegg soll es eine Höhle geben, die bis an die Decke mit Kristallen gefüllt ist. Der Sage nach entdeckte sie ein kleiner Hirtenbub, der einen jungen Steinbock aufgezogen hatte. Eines Tages rannte das Tier hoch in die Berge, weil es gross genug war, um allein zu überleben. Der Junge folgte ihm und fand die Höhle. Als er sie dann aber einigen Halunken aus dem Dorf zeigen musste, war sie verschwunden. Es heisst, dass sich die geheimnisvolle Höhle nur alle hundert Jahre einem Glückspilz öffnet.
Zwei Figuren regieren die Sagenwelt der Jungfrauregion: der Challigroosi und der Muggestutz. Challigroosi ist ein alter Griesgram, der im Wildschloss lebt, sich um das Wild kümmert und an Festmählern Disteln und Gletschereis auftischt. Der Muggestutz ist der Zwergenkönig, der Herrscher des Erdreiches. Er ist ein geschäftiges Kerlchen mit einer etwas eingebildeten Frau, dem Chrinne–Babeli vom Chrinnegletscher auf dem Wetterhorn. Die beiden kommen miteinander aus, aber gemeinsam Znacht essen muss nicht sein – denn da regt sich das Babeli nur über das schlechte Essen und die ungehobelten Manieren des Muggestutz auf.
Die ersten Bergtouristen
Maler und Dichter
Am Anfang waren die Dichter und Poeten. Und natürlich die Maler. Als nämlich die Bergwelt der Jungfrauregion vor über zweihundert Jahren allmählich bekannt wurde, träumte erst einmal noch niemand davon, sich zum Vergnügen dorthin zu begeben. Schreiber und Maler waren deshalb die ersten Touristen. Sie zogen mit ihren Notitzbüchern und Malkästen meist für einige Monate in Pfarrhäuser ein, wo man Reisenden Gästezimmer zu einem erschwinglichen Preis anbot. So verschlug es auch Goethe einmal nach Lauterbrunnen, wo er seine Eindrücke in dem Gedicht «Gesang der Geister über den Wassern» festhielt. «Seele des Menschen», schrieb er nach einem Besuch beim Wasserfall, «wie gleichst du dem Wasser! Schicksal des Menschen, wie gleichst du dem Wind!»
Bevor Fotos des imposanten Bergpanoramas um die ganze Welt geschickt wurden, bot Grindelwald fern der eintönigen Monotonie der Städte neue Inspiration für abgekämpfte Maler. Als die ersten Gasthäuser und Hotels ihre Tore öffneten, zahlten manche Künstlernaturen deshalb mit ihren Bildern für den Aufenthalt. Im Hotel Schoenegg in Grindelwald kann man auf drei Stockwerken noch solche im Tauschhandel erstandenen Stücke an den Wänden betrachten. Den grossen Teil ihrer Schätze trugen die Schreiber und Maler aber wieder in die Teile Europas zurück, wo sie hergekommen waren. So warben sie indirekt für die Alpenwelt, und siehe da: Kurz darauf brach der Hype des Bergtourismus schon aus.
Foto: Museum Grindelwald
Die Engländer
Sie haben mit dem Skisport angefangen
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg soll der britische Kandahar-Club aus Mürren die Skifahrer aus Wengen zu einem Rennen am nächsten Tag herausgefordert haben. Diese mussten also an einem Abend ein Team zusammentrommeln. Da gabs nur eines: von Bar zu Bar ziehen und die angetrunkenen Skiprofis dazu überreden, am Rennen teilzunehmen. C. J. White, ein englischer Skigast, machte eine Kneipentour und stellte innerhalb eines Abends einen Skiclub zusammen: den Downhill Only-Club.
Am nächsten Morgen kam es, wie es kommen musste: Der Kandahar-Club erschien frisch und ausgeschlafen zum Rennen, während man dasselbe nicht unbedingt von den Downhill Only-Teilnehmern behaupten konnte. Letztere verloren jämmerlich, schworen aber am selben Abend noch Rache – in der Bar des Palace-Hotels in Wengen. In den kommenden Jahren traten die zwei Clubs jährlich gegeneinander an. Der Downhill Only–Club gewann tatsächlich mehrmals.
Mittlerweile gilt dieser als einer der grössten Skiclubs der Welt. Und warum «Downhill Only»? Die Mitglieder wollten nur jene Pisten befahren, die sie von der Bergstation aus erreichen konnten, weil sie die Bretter nicht zu Fuss den Berg hinaufschleppen wollten. Vielleicht weil die Kneipentour am Vorabend irgendwann zum Brauch geworden war.
Karl Molitor 1942 | Foto: Museum Grindelwald
Der Pintenfritz
Das Raubein der Region
Ein ganz frecher Kerl war der Hotelier Fritz Bohren, im Volksmund «Pintenfritz» genannt. Er war Wirt des Hotels Bellevue in Grindelwald und des Berghotels auf dem Faulhorn. Mit Schiebermütze, Schnauz und Stumpen begrüsste er seine städtischen Gäste, die sich in seinen Augen manchmal allzu unbeholfen anstellten.
Einer verwöhnten jungen Frau antwortete er auf die Frage, ob sie frisches Wasser haben könne, sie könne gerne welches aus der Regentonne holen, wo in den Tagen zuvor ein Engländer ertrunken sei. Und einem eingebildeten Kerl, der dauernd seine Haare kämmte, erklärte er, er könne sich das sparen, seine Leute würden ihn dann schon «strählen». Im Berner Oberländer Dialekt bedeutet «strählen» jemandem Geld abknöpfen. «Das Leben ist hart», versuchte er den etwas realitätsfremden Menschen zu vermitteln. Aber nicht ohne Warmherzigkeit. So war er auch immer der Erste, der mit einer Tasse Grog und frischen Kleidern bereitstand, wenn sich durchnässte Gäste seiner Herberge näherten.
Auch privat soll er eine vergnügliche Persönlichkeit gewesen sein. Pintenfritz setzte sich gern auf seinen Holzschlitten und fuhr damit vom Faulhorn in seine Lieblingsbeiz nach Grindelwald hinunter, wo er die Nacht durchzechte. Jeden Morgen aber stand er wieder auf dem Faulhorn. Wie er das vor den Zeiten der Bergbahnen schaffte, ist uns bis heute ein Rätsel.
Zu seinen Ehren wurde die mit 15 Kilometern längste Schlittelbahn der Welt vom Faulhorn bis nach Grindelwald nach ihm benannt.
Foto: Jungfrauregion
Whisky und Bier von der Eiger Nordwand
Was alles aus dem Berg fliesst
Den «Duft von Vanille mit tropischen Früchten und reifen Pfirsicharomen» erkennt die Lebensmittelforscherin Sonia Petignat in dem Whisky, der aus dem Eigergletscher kommt. Der Master-Distiller Kurt Althaus der Brauerei Rugenbräu lagert Schweizer Single Malt in der Eisgrotte bei minus vier Grad Celsius. Die tiefen Temperaturen sorgen für eine besonders sanfte Entfaltung der Aromen während der Lagerung.
Aber nicht nur Whisky sprudelt aus dem Berg. Am Fuss der Eigernordwand brauen Stefan Seidel und Marco Lehne ein helles Pils: das 3970 Nordwand Bräu. Trinken kann der Gast dieses zum Beispiel in der Espresso-Bar oder bei der Bäckerei Wüthrich in Grindelwald – wo man zu bestimmten Zeiten im Jahr die Sonne durch das Martinsloch scheinen sieht.
Foto: Rugenbräu AG
Das Berghotel Faulhorn
Wie vor zweihundert Jahren
Auf dem Faulhorn ist die Zeit stehen geblieben. Wer die zweistündige Wanderung von First bis zu jenem malerischen Fleckchen auf sich nimmt, betritt eine Welt ohne Strom, ohne Internet, ohne Hektik. Das Berghotel wird noch immer wie zu Pintenfritz’ Zeiten geführt – mit Holzofen, dicken Bettdecken und einer Ruhe, wie man sie nur in den verlassenen Winkeln dieser Erde findet.
Seit der Erbauung im Jahr 1830 steht das Haus mehr oder weniger unverändert auf dem Berg aus Kalkschiefer, dem der Ort seinen Namen verdankt. Als faulig bezeichnete man damals den Boden, der aus metamorphem Gestein besteht. Die Gäste werden mit einem atemberaubenden 360-Grad-Panorama willkommen geheissen. Bei optimalem Wetter kann man von hier sieben Schweizer Seen betrachten: den Brienzer-, Thuner-, Vierwaldstätter-, Zuger-, Murten-, Neuenburger- und Bielersee. Wer braucht da noch WLAN und Fernsehen?
Das Hotel ist ab dem 30. 6. 2019 wieder während des Sommers geöffnet. Reservationen sind bereits jetzt möglich auf der Webseite des Berghotel Faulhorns.
Foto: Museum Grindelwald
Die Bus-Stop-Bar
Der Barkeeper im Schulbus
Man könnte einen Schulbus nehmen, eine Bar hineinbauen und damit in die Berge fahren, hatte sich Erlend Nepomuk vor etwa zehn Jahren gedacht. Weil er nicht nur ein Träumer ist, sondern – wie viele Bergbewohner – auch ein Macher, setzte er die Idee kurzerhand um. Er kaufte einen knallorangen alten Schulbus vom Tramverein in Bern, baute eine Bar hinein und liess sich damit am Ende der Talabfahrt nieder. Mittlerweile ist die Bus-Stop-Bar nicht mehr wegzudenken von der Piste in Grindelwald.
Der nächste grosse Busstop-Event findet am zweiten und dritten März statt: an zwei Tagen verwandelt sich die Bushaltestelle in ein Festivalgelände mit Musik, DJs und Tanz!
Foto: ZVG
Die Schatzsuche
Alle schaufeln im Schnee
Einmal im Jahr verwandelt sich Grindelwald in eine Schatzinsel. Jeweils am letzten Wochenende der Wintersaison warten dreissig im Schnee vergrabene Schatzkisten darauf, von glücklichen Piraten gefunden zu werden. Da schaufeln Eltern genauso eifrig im nassen Weiss wie die Partyvögel und Skiprofis der Saison. Aufschliessen darf man seine Truhe dann am Abend an der Season-End-Party in Grindelwald. Der Auftakt ist bereits am Freitagabend wo eine Live-Band das Dorf für einen Abend in ein Festival verwandelt. Ob es manchmal passiert, dass nicht alle Truhen gefunden werden? Angeblich nicht. Spätestens zur Schneeschmelze tauchen dann alle Schatztruhen auf.
Das World Snow Festival
Weltmeister im Schneemodellieren
Nicht nur Velogemel-Fahrer kämpfen in Grindelwald um den WM-Titel. Auch Künstler aus der ganzen Welt treffen sich jedes Jahr zum internationalen Schneeskulpturen-Wettbewerb, der in Grindelwald auf dem Dorfplatz stattfindet. Dort hacken, sägen und streicheln die Profis den Schnee so lange, bis er sich in Figuren verwandelt, die bei den Besuchern für begeisterte Blicke und Selfie-Momente sorgen.
Die Teilnehmer arbeiten jedes Jahr mit einem vorgegebenen Thema, 2018 waren es «Die vier Jahreszeiten», im Jahr zuvor «Magie». Wie die einzelnen Länderteams einen Begriff als Schneeskulptur verstehen, bleibt ihnen selbst überlassen. Die Einzigen, die auch noch etwas zu sagen haben, sind Sonne, Wind und Regen. Je nach Wetter müssen die Künstler nämlich morgens ihre Werke von Neuschnee befreien, tagsüber vor der Höhensonne schützen oder wegen Eisregen mit einer Plane abdecken. Aber egal, wie sehr es während der Wettkampfwoche stürmt, am Tag der Prämierung sind alle Figuren fertig. Und zwar so makellos, als wären sie gar nie etwas anderes gewesen als Schneeskulpturen.
Die Hundesitterin
Ein Herz für vierbeinige Gäste
In Grindelwald herrscht Frauenmangel, wie man im Dorf behauptet. Aber die wenigen Frauen, die hergezogen oder geblieben sind, wissen sich zu behaupten. Sie sind Gastgeberinnen, Handwerkerinnen, Bergsteigerinnen oder, wie im Falle von Andrea Jäggi, Hundesitterinnen.
Wohin mit dem Hund, wenn man sich tagsüber auf der Piste befindet? Den Vierbeiner hinter den Skifahrern her rennen zu lassen, ist keine gute Idee. Und so sind Hundehalter oft gezwungen, ihr Haustier andernorts in die Ferien zu schicken. Deshalb hat die gebürtige Bernerin in Grindelwald eine Hundetagesstätte aufgebaut. Angefangen hat sie mit einem Hundespazierdienst, bei dem sie täglich die Hunde der Feriengäste in der Ferienwohnung abholt und wieder zurückbringt. Heute sind an Wochenenden in der Hochsaison bis zu sechs Tiere bei ihr in der Tagesstätte, von denen am Feierabend jedes einzelne freudig wedelnd auf seinen Besitzer wartet.
«Hier haben die meisten Leute mindestens zwei Jobs», erzählt Jäggi über die Bewohner von Grindelwald. Und so ist auch sie nicht ausschliesslich Hundesitterin, sondern vermietet auch noch Zimmer an Feriengäste. Ihr neustes Projekt ist ein Wohnwagen aus dem Jahr 1986, den sie als Ferienresidenz restauriert.
Foto: ZVG
Der Yeti
Das Schneemonster mit den Alphütten
Hoi, da isch de Yeti», heisst es, wenn man die Nummer wählt, über die man in Grindelwald und Region ein urchiges Alphüttchen mieten kann. Hinter diesem Namen versteckt sich Beat Hutmacher, ein eigenwilliger Gastgeber, der viel Wert auf Authentizität legt. Er hat alte Alphütten in der Region auf romantische und funktionale Weise restauriert, um sie an Besucher zu vermieten.
Seinen Namen erhielt er bereits in der Schulzeit. Als er damals auf einer Skitour biwakierte und am nächsten Morgen aus der Schneehöhle kroch, nannten ihn seine Kameraden Yeti. Der Name ist geblieben, zur Freude Hutmachers, der später als Bergführer für Touristen arbeitete. «Jeder konnte meinen Namen aussprechen. Und ihn sich auch noch merken.»
Jetzt ist der Name zugleich die Marke seiner eigenwilligen Alphüttchen. Dem Gastgeber ist es wichtig, seinen Gästen einen Ort zur Entschleunigung zu bieten. «Bei mir findet man keinen Dekokrempel», sagt er, denn im Zentrum seines Angebots stehen ganz einfach «der Mensch, eine gigantische Alpenwelt und eine kleine Hütte».
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Die Wahl der Miss Wengen
Der Bauer und die Schönheitskönigin
Nein, die Miss Wengen ist keine junge Frau mit hochhackigen Schuhen und glitzerndem Kleidchen. Sie ist eine Kuh. Jedes Jahr im Frühherbst steigt eine Viehschau in Wengen, mit Musik, feinem Essen und aufgeregten Viehzüchtern.
Die Miss Wengen soll aber nicht nur schön sein, sie muss auch «in Wengen geboren und hervorragend in die Gegend der extremen Wetter- und Bodenverhältnisse passen», sagt Juror Christian Tschiemer. Die Kuh ist mehr als eine Schönheitskönigin. Sie erinnert Bewohner und Besucher des Tals daran, dass der Kurort einmal ein Bauerndorf gewesen ist.
Diese Tradition gilt es auch weiterzuführen. Selbst wenn der Spagat zwischen Tourismus und Landwirtschaft nicht immer einfach ist, so sind es letztendlich die Bauern, die dafür sorgen, dass die Landschaft so aussieht, wie wir es von Postkarten kennen.
Päng!
Snowboards für die Jungfrauregion
Drei junge Berner – Roy Brönnimann, Jürg Bührer und Simon Baumann – produzieren in Thun ihre eigenen Snowboards. Ihr Ziel vor vier Jahren war es, ein Freerideboard zu entwerfen, das auf die Bedingungen der Region zugeschnitten ist. «Für genau die Tage, an denen ein halber Meter Neuschnee vom Himmel fällt», wie Jürg es beschreibt.
Für ihre Boards liessen sie sich von den Anfängen des Snowboardsports inspirieren: den Surfbrettern und Skateboards. So ist ein Freerideboard aus heimischem Birkenholz mit delikatem Hexagon–Design entstanden. Die Bienenwaben-ähnlichen Linien stehen für die Muster, aus denen wir beim Freeriden ausbrechen können. Nichts ist besser, um den Alltagstrott kurz hinter sich zu lassen, als mit dem Board auf der Schulter durch den Schnee zu stapfen und dann über unberührte Schneehänge ins Tal zu fetzen. Und wo stehen die drei Jungs am liebsten auf dem Brett? Jürg: «In der Jungfrauregion, dänk!» Logisch. Wo denn sonst?
Foto: ZVG