Back to top

Exotisches Gemüse aus dem Berner Seeland

Stefan Brunner vom Eichhof in Spins bei Aarberg erfüllt auch die ausgefallensten Wünsche von Schweizer Spitzenköchen. Und leistet so einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz.

Wer heutzutage in der gehobenen Gastronomie erfolgreich sein will, braucht ganz besondere Produkte. Dass die auch von einem auf den ersten Blick völlig normalen Schweizer Bauernhof kommen können, beweist Stefan Brunner vom Eichhof im bernischen Spins bei Aarberg. Inzwischen versorgt Brunner ein Dutzend Betriebe regelmässig mit massgeschneidertem Gemüse und Getreide. Das ebenso einfache wie bestechende Erfolgsrezept des 33-Jährigen: Er verkauft nicht nur seine Waren, sondern vermietet auch Anbauflächen inklusive Aussaat, Pflege und Ernte an seine Kundschaft. «Wenn sich jemand zum Beispiel winzige Gürkchen mit Blüten dran wünscht, ernte ich die Gurken einfach zum gewünschten Zeitpunkt und liefere sie dann aus», erklärt Brunner.

Sein Interesse für besondere Produkte entdeckte der Landwirt bereits vor zehn Jahren. «Ich war immer ein experimentierfreudiger Mensch, habe den Anbau von speziellem Gemüse aber zunächst im kleinen Rahmen betrieben, hauptsächlich für mich selbst. Erst 2016 knüpfte ich durch die Vermittlung des Kulinarikexperten Tobias Zihlmann Kontakte in die Gastronomie», blickt er zurück. Dann sei das Geschäft förmlich explodiert. Fabian Fuchs vom Restaurant Equitable in Zürich (1 «Michelin»-Stern) war der erste Spitzenkoch, der auf den Eichhof kam, ihm folgten weitere Grössen der Szene wie Stefan Heilemann (Ecco, Zürich/2 Sterne) oder Sebastian Rösch (Mesa, Zürich/1 Stern).


Neben dem Modell mit der Vermietung von Anbaufläche, die ihm natürlich auch Planungssicherheit gibt, schreibt Stefan Brunner potenzielle Abnehmer in der Gastronomie via Whatsapp an. «In einem speziellen Chat habe ich rund 130 Personen zusammengefasst. Wenn ich weiss, was ich in den kommenden Tagen ernten werde, stelle ich das entsprechende Angebot in den Chat», beschreibt Brunner diesen Geschäftszweig. Für welches Modell auch immer sich die Gastronomen entscheiden: Sie tun der Umwelt etwas zuliebe. Viele der Produkte, die Brunner anbietet (darunter auch die Baby-Versionen von Rüebli, diversen Kohlsorten, Haferwurzeln oder Mais), müssten sie sonst aus dem Ausland importieren. Und besonderen Eindruck machen die Köche den Gästen so auch, viel mehr noch als mit exotischer Importware.

Exotisches findet sich übrigens durchaus auch auf Stefan Brunners Hof. Für ein japanisches Restaurant zieht er Gemüse, das eigentlich im asiatischen Inselstaat heimisch ist. Zum Beispiel Gobo. Die bis eineinhalb Meter lange, fleischige Wurzel isst man gekocht, mit oder ohne Schale. Ihr Geschmack ist erdig und erinnert an den von Schwarzwurzeln oder Topinambur. Weitere gefragte Produkte sind diverse japanische Gurken- und Spinatsorten. Nicht immer ist die Aufzucht der ungewöhnlichen Gewächse ganz einfach. «Mit meinem Quinoa hatte ich zum Beispiel ziemlich zu kämpfen», sagt Brunner. Weil die Pflanze im Gegensatz zu Amarant nur sehr langsam wachse, müsse man stets jäten, damit sie nicht von Unkraut überwuchert werde. Trotzdem: Quinoa aus Spins bei Aarberg – die Anbaufläche beläuft sich bereits auf eine Hektare – ist eine Erfolgsgeschichte. Wie die des Eichhofs überhaupt.

Weitere Artikel zum Thema
Ernährung

So reduzieren Sie Food-Waste

Freie Tage bedeuten vielfach gemütliche Grillabende und Essen mit den Liebsten. Hier gibt es Tipps gegen Food-Waste.

Johannisbeere, die lokale Superfood-Alternativ

Von weither importierte Superfrüchte schaden der Umwelt. Regionale Johannisbeeren haben die gleiche Wirkung und sind umweltschonender.

Wieso «Lauch» keine Beleidigung sein sollte

Von wegen Schwächling: Lauch fördert die Fitness sowie Gesundheit und weist eine äusserst gute Energiebilanz auf.

«Wir konsumieren die falschen Fische»

Wer Fisch essen möchte, ohne dem Klima zu schaden, sollte bei lokalen Berufsfischern einkaufen. Deren Fang ist nachhaltig und erweitert den kulinarischen Horizont.

«Vom ersten bis zum letzten Tag wird alles von Hand gemacht»

In der Schweiz werden grosse Mengen an Wein produziert. Dabei erzeugen die Kantone Wallis und Waadt fast 60 Prozent der inländischen Gesamtmenge. Davon abgesehen, dass der Konsum lokaler Produkte nachhaltiger ist, gilt es auch, einen ganzen handwerklichen Berufszweig zu erhalten.

Das Wunder von Küttigkofen

Mit Mut und Kreativität hat Claudia Zimmermann aus einer Scheune im solothurnischen 270-Seelen-Dorf einen Bioladen gemacht. Sogar ein Kinofilm würdigt ihr nachhaltiges Konzept.

Er rettet jedes Jahr 40 Tonnen Bio-Lebensmittel vor der Mülltonne

Mirko Buri kämpft in Köniz mit einem innovativen Konzept erfolgreich gegen Food Waste – und erklärt, was wir gegen die Verschwendung tun können.

Es dürfen auch einmal Lammhoden sein

Ein kleines Lokal im Zürcher Kreis 4 erweitert auf unverkrampfte Art den kulinarischen Horizont seiner Gäste und setzt Zeichen in Sachen Nachhaltigkeit.

So eine zufriedene Ziege ist selten

In Châtel-Saint-Denis haben sich die Betreiber eines Bauernhofs für einen respektvollen Umgang mit Tieren und der Umwelt entschieden. Damit verbinden sie den Einsatz für vom Aussterben bedrohte Rassen.

Der Garten Eden im Tessin

Das Castello del Sole in Ascona verbindet wie kein zweites Schweizer Hotel Luxus mit Nachhaltigkeit. Auch und gerade, wenn es ums Essen geht.

Sushi-Genuss mit gutem Gewissen

Wie ein Gastronom in Zürich dem Food Waste den Kampf ansagt – und gleichzeitig seine anspruchsvollen Gäste begeistert.

Schon mal Glace aus Schafmilch probiert?

Schafmilch eignet sich nicht nur für Käse und Joghurt. Eine Waadtländer Bauernfamilie verarbeitet die Milch zu einer ganz speziellen Delikatesse.