Back to top

Der Garten Eden im Tessin

Das Castello del Sole in Ascona verbindet wie kein zweites Schweizer Hotel Luxus mit Nachhaltigkeit. Auch und gerade, wenn es ums Essen geht.

Dort, wo die Maggia in den Lago Maggiore fliesst, steht umgeben von Wiesen und uralten Bäumen das Castello del Sole. Das vielleicht schönste Hotel der Schweiz  nimmt aber nicht nur wegen seiner geografischen Lage und der schmucken, teils über 500 Jahre alten Gebäude eine Ausnahmestellung unter den Luxusherbergen des Landes ein. Einmalig ist auch sein 140 Hektar grosser Garten mit exotischen Obst- und Gemüsesorten, Kräutern, Blüten und Gewürzen.

Was andere Betriebe aus der Ferne einfliegen lassen müssen, finden die Köche des Castello vor der Haustür. Sie gehen einfach in den Garten hinaus und pflücken ihre Zutaten. Frischer – und ökologischer – geht es nicht. Transport und Lagerung im Kühlhaus entfallen komplett.

150 Kilo Yuzus pro Jahr
Weitherum berühmt sind die vier stattlichen Yuzubäume, die seit 15 Jahren im Garten des Castello stehen. Inzwischen werfen sie im Jahr rund 150 Kilo der edlen Zitrusfrüchte ab, deren komplexer Geschmack an Zitronen und Mandarinen erinnert. «Wir pflanzen vor allem das an, was wir sonst nur mit grossem logistischen und finanziellen Aufwand bekommen würden», sagt Küchenchef Mattias Roock. Neben den Yuzus finden sich im Tessiner Garten Eden unter anderem auch der prickelnd-scharfe Szechuanpfeffer, Mini-Kiwis, Nashi-Birnen und Pepkinos, mexikanische Mini-Gurken, die ein äusserst erfrischendes Aroma besitzen und wie winzige Wassermelonen aussehen.

Weil die Ernte so reich ist, serviert Roock seinen Gästen im Fine-Dining-Lokal Locanda Barbarossa seit drei Jahren ein ständig wechselndes Menü, dessen Zutaten bis auf Fisch, Fleisch und Käse aus der Region voll und ganz dem Castello-Garten und dem hauseigenen Landwirtschaftsbetrieb Terreni alla Maggia gleich nebenan entstammen. «Wir haben viele Gäste, die sich Gedanken über Nachhaltigkeit machen. Für sie ist so ein Menü etwas ganz Besonderes», erklärt der Küchenchef.

Sogar der Risotto stammt aus eigenem Anbau
In der speziellen Speisenfolge – sie trägt den Namen «Sapori del nostro orto» (die Aromen unseres Gartens) – darf der einen Steinwurf von der Küche angebaute Loto-Risottoreis natürlich nicht fehlen. Roock kombiniert ihn zum Beispiel mit Zitrusfrüchten, Fior-di-Latte-Ricotta und Verveine. Oder mit Safran. «Der wächst hier auch und dient mir als Joker, sollten die anderen Zutaten einmal nicht in der gewünschten Menge verfügbar sein», sagt der mit 18 «Gault Millau»-Punkten und einem «Michelin»-Stern ausgezeichnete Meisterkoch.

Bis zu 15 verschiedene Sorten Beeren
Das Castello del Sole kann überdies auf so viele Äpfel aus eigenem Anbau zurückgreifen, dass es für den Jahresbedarf an Apfelsaft des ganzen Hauses reicht. Und während der Saison muss die Küche weder Tomaten – es gibt im Garten 22 Sorten – noch Americano-Trauben, Pfirsiche, Zwetschgen, Kräuter oder Beeren zukaufen. Die Beeren sind ein ganz besonderer Schatz. «Wir haben bis zu 15 verschiedene Sorten auf einmal», sagt Mattias Roock. Da kann höchstens noch Rene Redzepis Noma 2.0 in Kopenhagen mithalten.

Weitere Artikel zum Thema
Ernährung

So reduzieren Sie Food-Waste

Freie Tage bedeuten vielfach gemütliche Grillabende und Essen mit den Liebsten. Hier gibt es Tipps gegen Food-Waste.

Johannisbeere, die lokale Superfood-Alternativ

Von weither importierte Superfrüchte schaden der Umwelt. Regionale Johannisbeeren haben die gleiche Wirkung und sind umweltschonender.

Wieso «Lauch» keine Beleidigung sein sollte

Von wegen Schwächling: Lauch fördert die Fitness sowie Gesundheit und weist eine äusserst gute Energiebilanz auf.

«Wir konsumieren die falschen Fische»

Wer Fisch essen möchte, ohne dem Klima zu schaden, sollte bei lokalen Berufsfischern einkaufen. Deren Fang ist nachhaltig und erweitert den kulinarischen Horizont.

Exotisches Gemüse aus dem Berner Seeland

Stefan Brunner vom Eichhof in Spins bei Aarberg erfüllt auch die ausgefallensten Wünsche von Schweizer Spitzenköchen. Und leistet so einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz.

«Vom ersten bis zum letzten Tag wird alles von Hand gemacht»

In der Schweiz werden grosse Mengen an Wein produziert. Dabei erzeugen die Kantone Wallis und Waadt fast 60 Prozent der inländischen Gesamtmenge. Davon abgesehen, dass der Konsum lokaler Produkte nachhaltiger ist, gilt es auch, einen ganzen handwerklichen Berufszweig zu erhalten.

Das Wunder von Küttigkofen

Mit Mut und Kreativität hat Claudia Zimmermann aus einer Scheune im solothurnischen 270-Seelen-Dorf einen Bioladen gemacht. Sogar ein Kinofilm würdigt ihr nachhaltiges Konzept.

Er rettet jedes Jahr 40 Tonnen Bio-Lebensmittel vor der Mülltonne

Mirko Buri kämpft in Köniz mit einem innovativen Konzept erfolgreich gegen Food Waste – und erklärt, was wir gegen die Verschwendung tun können.

Es dürfen auch einmal Lammhoden sein

Ein kleines Lokal im Zürcher Kreis 4 erweitert auf unverkrampfte Art den kulinarischen Horizont seiner Gäste und setzt Zeichen in Sachen Nachhaltigkeit.

So eine zufriedene Ziege ist selten

In Châtel-Saint-Denis haben sich die Betreiber eines Bauernhofs für einen respektvollen Umgang mit Tieren und der Umwelt entschieden. Damit verbinden sie den Einsatz für vom Aussterben bedrohte Rassen.

Sushi-Genuss mit gutem Gewissen

Wie ein Gastronom in Zürich dem Food Waste den Kampf ansagt – und gleichzeitig seine anspruchsvollen Gäste begeistert.

Schon mal Glace aus Schafmilch probiert?

Schafmilch eignet sich nicht nur für Käse und Joghurt. Eine Waadtländer Bauernfamilie verarbeitet die Milch zu einer ganz speziellen Delikatesse.