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Wieso «Lauch» keine Beleidigung sein sollte

Von wegen Schwächling: Lauch fördert die Fitness sowie Gesundheit und weist eine äusserst gute Energiebilanz auf.

«Du Lauch» ist eine Beleidigung, die heuer nicht mehr nur von Jugendlichen für dünne oder unfitte Menschen benutzt wird. Was viele Muskelprotze, die das Zwiebelgemüse missbrauchen, um ihre dünneren Artgenossen zu beleidigen, nicht wissen dürften: Lauch erhöht die körperliche Fitness, indem er Wachstums- und Entwicklungsprozesse im Körper fördert sowie Infektionen bekämpft. Einem Bericht von «Focus» zufolge soll Lauch bereits im alten Ägypten und Rom als Kraft-Gemüse gegolten haben. Mal abgesehen davon, dass despektierliche Äusserungen gegen Mitmenschen fast immer fehl am Platz sind, hat «Lauch» rein gar nichts mit einem Schwächling zu tun.

Das auch als Porree bekannte Gemüse gehört zu den wenigen Lebensmitteln mit hohem Inulingehalt. Der lösliche Ballaststoff Inulin nährt die nützlichen Darmbakterien und regt die Darmtätigkeit an. Das im Lauch enthaltene Vitamin K reguliert die Blutgerinnung und sorgt dafür, dass Kalzium in die Knochen eingebaut wird. Porree enthält zudem die schwefelhaltige Aminosäure Alliin und in kleinen Zellbläschen ist das Enzym Aliinase gespeichert. Wird das Gemüse zerkleinert und somit die kleinen Zellbläschen zerstört, trifft Aliinase auf Allin. Letzteres verwandelt sich daraufhin in Allicin, das eine starke antibakterielle Wirkung aufweist. Forscher bezeichnen Allicin mitunter als natürliches Antibiotikum. Das Umsetzungsprodukt Allicin soll weiter den Cholesterinspiegel sowie den Blutdruck senken. Lauch ist auch eine gute Betacarotin-Quelle. Der Pflanzenstoff fängt freie Radikale ab und schützt Körperzellen vor Oxidationsprozessen, die unter anderem zu Arterienverengungen führen können. Im grünen Abschnitt der Lauchstange steckt bis zu 300-mal mehr Betacarotin als im Rest des Gemüses, weswegen dieser Teil nicht abgeschnitten werden sollte.

Wie viel Energie steckt im Zwiebelgemüse?

Trotz der langen Aufzählung an gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen ist Porree mit 24 Kalorien pro 100 Gramm Rohgewicht eines der kalorienärmsten Lebensmittel. Lauch ist vielseitig einsetzbar und kann sowohl für leichte als auch für deftige Gerichte verwendet werden: in Suppen, Blätterteiggebäck, Salaten, auf Flammkuchen oder als Dip.

Neben den positiven Auswirkungen auf die Gesundheit und dem breiten Einsatzgebiet weist Lauch eine gute Energiebilanz auf. Die graue Energie von Lebensmitteln ist die Energiemenge, die auf dem Lebensweg der Produkte benötigt wird. Sie steckt zum Beispiel im Wärme- und Strombedarf bei der Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln, im verbrauchten Treibstoff für den Transport, in der Produkteverpackung, sowie Strom- und Wärmebedarf bei Lagerung, Verkauf und Zubereitung. Pflanzliche Produkte sind meist deutlich umweltfreundlicher als Fleisch, Eier oder Milch.

Wenn Früchte und Gemüse in beheizten Gewächshäusern produziert werden, macht die Heizenergie den grössten Teil der grauen Energie aus. Daher ist die Energiebilanz von Tomaten, Gurken und anderen Gemüsen, die in der Schweiz ausserhalb der Hauptsaison in fossil beheizten Gewächshäusern produziert werden, schlechter als diejenige der gleichen Gemüsesorten aus Südeuropa. Der Transport mit Lastwagen fällt weniger ins Gewicht als die Beheizung der Gewächshäuser. Früchte und Gemüse aus der Region sind besonders umweltfreundlich, wenn sie Saison haben. Deswegen sollten umweltbewusste Konsumenten auf Saisongemüse aus Freilandanbau setzen. Saisontabellen sind beispielsweise bei WWF Schweiz verfügbar.

Auch Konsumenten tragen zur Energiebilanz von Lebensmitteln bei

Weiter sind auch der Treibstoffverbrauch für den Transport, die Energie für die Erstellung der Gewächshausinfrastruktur, die energieintensive Düngerproduktion und der Energieverbrauch für die Kühlkette bei gekühlten Produkten zu berücksichtigen. Neben den Lebensmittelproduzenten tragen auch die Konsumenten zur Energiebilanz der Frischwaren bei – dies etwa mit der Wahl des Verkehrsmittels für die Anreise zum Laden oder Markt, dem Einkaufsort und der Aufbewahrung sowie Verwertung der Lebensmittel.

In puncto Haltbarkeit ist Lauch unkompliziert: In eine Plastikfolie eingewickelt, kann das Zwiebelgemüse gut fünf Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden. Tiefgekühlt ist Lauch mindestens drei Monate haltbar. Beim Auftauen können sich Textur und Geschmack jedoch verändern, sodass Lauch am besten tiefgekühlt weiterverarbeitet werden sollte. Dazu das Gemüse vor dem Einfrieren säubern und in feine Streifen oder Ringe schneiden. 

Saisonales Gemüse

Früchte und Gemüse aus der Region weisen eine besonders gute Umweltbilanz auf, wenn sie Saison haben. 

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